Altbekannter Newcomer
Michael Breitbach startet neu durch
Oben am Berg thront der Firmensitz seines ehemaligen Arbeitgebers SHD, für den er dreißig Jahre lang tätig war – als Fachmann für Marketing und Vertrieb sowie fünfzehn Jahre lang als Prokurist. In der Küchenbranche ist er entsprechend gut bekannt und das soll auch so bleiben. Wenngleich unter anderen Vorzeichen. Michael Breitbach ist jetzt sein eigener Chef. Sein neues Reich liegt nur rund fünf Autominuten den Berg herunter, kurz hinter einem Tor der alten Stadtmauer von Andernach.
Über zweitausend Jahre Geschichte hat das Eifelstädtchen am Rhein durchlebt, die an vielen Stellen noch lebendig ist. In der historischen Kulisse gibt es eine hübsche Einkaufszone mit mehreren Geschäftsstraßen und einen kleinen Marktplatz. Auf diesen mündet die Schafbachstraße, in der Michael Breitbach Anfang März sein Geschäft eröffnet hat: Küchen&Wohn.Genuss. Vor allem den Genuss, erklärt Michael Breitbach, wollte er herausstellen, aber so ganz ohne Küchen im Namen ging es dann eben doch nicht. Diese sind schließlich sein Hauptgeschäft – indoor mit Schüller und Next125, outdoor mit Burnout und Haave aus den Niederlanden.
Kombiniert wird diese Auswahl mit gemütlichen Ledersitzmöbeln von Jess Design, auf denen sich Kuscheldecken von „Deckenkunst“ kräuseln. Sie kommen aus einer bayrischen Manufaktur, mit Preisen ab fünfhundert Euro. Dazu in wertigen Vasen von Dutz, die ebenfalls zum Verkauf stehen, überall frisch arrangierte Blumen und das Angebot, sich bei der regionalen Firma Holzgespür individuelle Tische anfertigen zu lassen. Das zeigt das Niveau, auf dem sich Breitbach etablieren möchte: High Class für Frau und Mann in gediegener Wohlfühlatmosphäre. Dafür, erklärt er, hätte er in der frisch renovierten Straße die perfekte Umgebung. „Ich bin zwar nicht in der Hauptfußgängerzone, sondern in 1b-Lage, aber die Laufkundschaft brauche ich auch nicht.“ Denn in der Schafbachstraße sitzen gleich zwei Sterne-Restaurants, eins davon angeschlossen an ein Hotel.
Die Aufmerksamkeit des geschätzten Publikums vermag schon der Eingangsbereich des Studios auf sich zu ziehen. Gegenüber einer Bank, auf der ein weiterer Blumenstrauß leuchtet, springt die Outdoorküche mit Champagner-Deko ins Auge. „Die Leute sind total begeistert, dass hier in Andernach so etwas angeboten wird“, weiß Breitbach zu berichten. Was er jetzt auf siebzig Quadratmetern biete und vor allem wie er es präsentiert, meint er, „das passt zu mir.“ Er wolle dem Kundenkreis unterschiedliche Optionen bieten, um ins Geschäft zu kommen. Dabei gilt immer die Devise: Weniger ist mehr. So zeigt er nur zwei Küchen in der Ausstellung, die next125 dabei mit Vollkeramik und Kochtisch. Das reicht, um Materialien zu spüren, Schubladen und Schränke zu öffnen, ein Gefühl für Küche zu entwickeln. Sämtliche anderen Möbelformationen kann Breitbach den Kunden mit der VR-Brille vor Augen führen und für die Beleuchtung sorgt Alexa.
Mit der Planung von Küchen und Wohnräumen ist Breitbach durch seine Laufbahn bei SHD theoretisch vertraut und hat zuvor bei einem Vollsortimentler von der Pieke auf den Möbelverkauf gelernt. Dennoch ist sich der 55-Jährige bewusst, dass er sich in die ganze Szene und praktische Umsetzung nun nochmal „reinlernen“ muss, inklusive der richtigen Lesart von Küchenkatalogen und der Küchengestaltung. Dafür hat er kürzlich eine Schulung bei Schüller absolviert. Im Gerätebereich führt Kochen&Wohn.Genuss überwiegend V-Zug. Die Schweizer haben für den Studiochef – neben Design und Qualität – einen starken Vorzug: „Sie können liefern.“ Auch die 3.600 Euro teure OptiLift-Spülmaschine des Herstellers hat Breitbach sich für seine Ausstellung gegönnt. Daneben zeigt er als nur einer von zehn Händlern in Deutschland die Falmec Light und wollte einen Muldenlüfter von Berbel präsentieren. Dessen Lieferung wird sich aber um mindestens acht Wochen verzögern. „Das werde ich für mich checken. Wenn die Lieferzeiten weiter so problematisch sind, überlege ich, eventuell in dem Bereich ebenfalls auf V-Zug umzusteigen.“ Mit dem Ziel, auch jüngere Leute anzusprechen, stehen im hinteren Teil des Studios Geräte von Samsung, wie der Dual Cook Ofen. Zudem ist hier ein Hauswirtschaftsraum angegliedert. Dass auch für die Outdoorküchen z. B. der Flammkraftgrill momentan nicht lieferbar ist, erleichtert den Start nicht unbedingt. Michael Breitbach ist es aber gewohnt, strategisch zu denken und dabei eine gewisse Ausdauer zu bewahren. „Drei bis fünf Jahre“, weiß er, „braucht es, bis man sich mit einem Angebot etabliert.“
Den Verkauf und die Beratung macht Breitbach als One-Man-Show, ebenso wie seinen Auftritt bei Facebook, Instagram und Co. Als weiteres Marketing organisiert er sich Auftritte in regionalen Zeitungen und Magazinen.
Eine Website gibt es zum Start noch nicht. Diese soll später mit einem Spezialisten vor Ort oder dem Küchen Spezial Verbund KSV realisiert werden, dem er sich angeschlossen hat. Für die Montage werden die Dienste von Montas genutzt und auch für die Dekoration kommt professionelle Unterstützung. Vorteilhaft für seinen Neustart: „Als Vertriebler ist es eine meiner Stärken, Netzwerke aufzubauen. Vorher B2B, jetzt B2C. Ich kann gut mit Menschen und bin grundoptimistisch.“ Obendrein hat der Ladeninhaber hier ein Heimspiel, denn Michael Breitbach ist gebürtig aus der Region, so dass es bereits ein gewisses Netzwerk gibt.
„Anders sein als andere Studios“, das ist für ihn ein wichtiger Ansatz. Dazu gehört, dass er viel zu Kunden hinfährt, um das Verkaufen persönlicher durchzuführen. Erste Ergebnisse gibt es schon. Zwei Küchen sind geordert, jeweils im Wert von über dreißigtausend Euro. Weitere Projekte sind in der Pipeline und zwischendurch wandert dann mal eine Decke sowie das ein oder andere Möbelstück über den Ladentisch.(cht)
Quelle: Küchenhandel 02/2022